Augenprothesen aus Glas durchlaufen im Laufe des Lebens eines Menschen, vom Kleinkind bis ins hohe Alter, verschiedene Veränderungen und erfordern unterschiedliche Anpassungen. Dies liegt hauptsächlich an zwei Faktoren: dem Wachstum der Augenhöhle und dem natürlichen Verschleiß der Prothese.
Hier ist eine Übersicht über die Veränderungen und Anpassungen in verschiedenen Lebensphasen:
1. Kleinkindalter (0-5 Jahre):
- Wachstum ist der Hauptfaktor: In dieser Phase ist das Wachstum der Augenhöhle und des Gesichts sehr dynamisch. Bei angeborenem Anophthalmus (Fehlen des Auges) oder Mikrophthalmus (zu kleines Auge) ist es entscheidend, frühzeitig (oft schon ab dem 2. Lebensmonat) mit einer Augenprothese zu beginnen. Diese dient als Platzhalter und stimuliert das Wachstum der Augenhöhle und der Lider, um eine möglichst symmetrische Gesichtsentwicklung zu fördern.
- Häufige Wechsel: Die Prothesen müssen in dieser Phase sehr häufig angepasst und erneuert werden, um dem schnellen Wachstum gerecht zu werden. Anfangs können die Intervalle nur wenige Monate betragen (z.B. alle 2-4 Monate), später verlängern sie sich auf etwa zweimal pro Jahr.
- Anpassung des Volumens: Der Ocularist (Augenprothetiker) verwendet schrittweise größere Prothesen oder sogenannte Konformer, um die Augenhöhle zu erweitern und einem Schrumpfen entgegenzuwirken.
- Besondere Anforderungen: Die Prothesen für Kleinkinder sind oft doppelwandig oder speziell geformt, um eine optimale Passform und eine Anpassung an die Entwicklung der Augenlider zu gewährleisten.
2. Kindheit und Jugend (ca. 6-18 Jahre):
- Moderateres Wachstum: Das Wachstum der Augenhöhle verlangsamt sich, ist aber immer noch vorhanden. Die Prothesen müssen weiterhin regelmäßig angepasst werden, allerdings in längeren Intervallen als im Kleinkindalter.
- Anpassung an Veränderungen: Neben dem Wachstum können auch kleinere Veränderungen in der Augenhöhle oder den Lidern Anpassungen der Prothese erfordern.
- Psychische Aspekte: In dieser Phase wird die ästhetische Anpassung immer wichtiger, da Kinder und Jugendliche bewusster auf ihr Aussehen achten. Eine gut sitzende und natürlich wirkende Prothese trägt wesentlich zum Selbstbewusstsein bei.
3. Erwachsenenalter (ca. 18-65 Jahre):
- Geringeres Wachstum: Die Augenhöhle ist in der Regel ausgewachsen, und es gibt nur noch geringe anatomische Veränderungen.
- Regelmäßiger Austausch aufgrund von Verschleiß: Glasaugenprothesen haben eine begrenzte Lebensdauer, da ihre Oberfläche durch die Tränenflüssigkeit und Umwelteinflüsse (mechanische Belastungen) verschleißt und rau wird. Dies kann zu Reizungen, Entzündungen und erhöhtem Tränenfluss führen.
- Empfohlene Tragedauer: Die durchschnittliche Tragedauer einer Glasaugenprothese beträgt etwa 1 Jahr. In einigen Fällen, insbesondere bei starken Umweltbelastungen (z.B. Staub), kann ein Austausch auch schon nach 6-9 Monaten notwendig sein.
- Anpassung an Veränderungen: Auch im Erwachsenenalter können sich die Augenhöhle oder die Lider leicht verändern, was eine Neuanpassung der Prothese erforderlich machen kann, um den optimalen Sitz und die Ästhetik zu gewährleisten.
4. Hohes Alter (ab ca. 65 Jahre):
- Atrophie und Volumenverlust: Im Alter kann es zu einer natürlichen Atrophie (Schwund) von Gewebe in der Augenhöhle kommen, was zu einem Volumenverlust führen kann. Dies kann dazu führen, dass die Prothese nicht mehr optimal sitzt und „einfällt“ oder sich Lidfehlstellungen (z.B. ein hängendes Oberlid, Ptosis) entwickeln.
- Häufigere Anpassungen können nötig sein: Um diese Veränderungen auszugleichen und einen guten Sitz sowie eine ansprechende Ästhetik zu erhalten, können im hohen Alter eventuell wieder häufigere Anpassungen oder speziellere Prothesenformen (z.B. Reformaugen mit doppelwandiger Gestaltung) notwendig werden.
- Trockene Augen: Ältere Menschen leiden oft unter trockenen Augen, was den Tragekomfort der Prothese beeinträchtigen kann. Die Verwendung von Tränenersatzmitteln ist dann oft hilfreich.
- Erhöhter Pflegeaufwand: Die tägliche Reinigung der Prothese bleibt wichtig, um Entzündungen und Reizungen vorzubeugen. Pflegekräfte oder Angehörige sollten im Umgang mit der Prothese geschult sein, um Beschädigungen zu vermeiden.
Allgemeine Punkte für alle Altersgruppen:
- Tägliche Reinigung: Eine tägliche Reinigung der Prothese mit klarem, lauwarmem Wasser ist essenziell, um Ablagerungen zu entfernen und Reizungen der Augenhöhle zu vermeiden.
- Regelmäßige Kontrollen beim Ocularisten: Unabhängig vom Alter sind regelmäßige Kontrolltermine beim Ocularisten wichtig, um den Sitz der Prothese, den Zustand der Augenhöhle und die Notwendigkeit eines Austauschs zu überprüfen.
- Zerbrechlichkeit von Glas: Glasaugenprothesen sind trotz ihrer Stabilität zerbrechlich. Beim Herausnehmen und Reinigen sollte immer eine weiche Unterlage verwendet werden, um Bruch zu vermeiden. Eine Reparatur ist in der Regel nicht möglich.
- Kostenübernahme: Die Kosten für Augenprothesen werden in Deutschland in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn ein Rezept vom Augenarzt vorliegt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Augenprothesen aus Glas im Laufe des Lebens ständig an die sich verändernde Augenhöhle angepasst werden müssen, um einen optimalen Sitz, Tragekomfort und eine natürliche Ästhetik zu gewährleisten. Im Kindesalter steht das Wachstum im Vordergrund, während im Erwachsenenalter der natürliche Verschleiß und im hohen Alter altersbedingte Gewebeveränderungen die Hauptgründe für Anpassungen und Erneuerungen sind.